SV Carmina

Reiseberichte

Reisebericht 12 (Aufenthalt in Holland)

Sommer 2015 in Holland

Unser Aufenthalt in Holland dauerte von Anfang Juli bis Mitte September deutlich länger, als ursprünglich ge­plant. Schuld daran war nicht etwa das gute Wetter. Bis auf kurze Ausnahmen fühlten wir uns in den Winter von Südfrankreich zurückversetzt. Doch die Liste mit den anstehenden Arbeiten, seien es Reparaturen oder Wartung, war eben doch ganz schön lang.
Zu unseren ersten Besuchern und Begegnungen mit „alten“ Bekannten zählten Anco und Trudy mit Söhnen und Hunden, Arjan und Ria, Thomas und Christina (Mitra) und Markus und Patricia (Marcia). Man traf sich an Bord zu einem Apéro oder im 't Kraantje bei Peter zu einem feinen Essen. Toby hatte seine altbekannten Spazierwege wieder und die Hafengans Max, mit der er ab und zu sein Essen teilte (die Gans mag Hunde­futter, der Hund hartes Brot).
Zu meiner grossen Freude blühte eine der Kakteen, die ich am Weihnachtsmarkt in Port Saint Louis du Rhô­ne gekauft hatte, gleich nach unserer Ankunft in Zwartsluis. Eine unglaublich grosse schöne Blume, die aber nach 24 Stunden bereits wieder verwelkt war.

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Wenn ich mich an noch mehr Pflanzen, Sträuchern, Bäumen und allerlei kunterbunten Kunstobjekten erfreu­en wollte, so machte ich mich auf in den „Zintuigentuin“ von Albert Greveling. Diesen Tipp hatte ich letztes Jahr von Franz und Eva von der „Tofina“ bekommen. Seither ist das einer meiner Lieblingsorte in Zwartsluis. Eines morgens war Albert am Arbeiten und Anneke, seine Frau, brachte Kaffee vorbei. Ich wurde gefragt, ob ich auch einen mit trinke. Dankend nahm ich die Einladung an und erfuhr so einiges über diesen interessan­ten Garten. Wäre ich in Zwartsluis sesshaft, ich würde mich freiwillig zur Mitarbeit melden.

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Mitte Juli sind Markus und Patricia in die Schweiz zurück gekehrt und haben mir eine Mitfahrgelegenheit ge­boten. Ich konnte es kaum erwarten, meine kleine Enkelin Alela (26 Mte) endlich wieder zu sehen. Die Kleine ist so süss, plappert und singt den ganzen Tag, ein richtiger Wonneproppen. Und ich bin eine ganz stolze Oma. Natürlich war's auch schön, Tochter, Geschwister, Nichte und Neffen und einige Freunde zu treffen. Ich vermisse sie manchmal schon und wünschte, man könnte sich öfter sehen, so schnell auf einen Kaffee­klatsch...

Alela

Während ich Heimaturlaub machen durfte, arbeiteten Arjan und Thomas an der „Escape“. Sie wurde aus dem Wasser genommen und in die Halle von Jachtwerf De Kranerweerd gebracht. Während Arjan sich der Technik annahm, schliff Thomas das ganze Unterwasserschiff ab und erneuerte den Antifouling Anstrich. Und das bei (noch) sehr warmen Temperaturen in einer Halle mit Blechdach. Streichen über Kopf, Arme am Abend lang wie die eines Gorillas. Derweil Frauchen - siehe oben – eine lockere Zeit hatte und Toby sowie­so. Der durfte nämlich zu Helmy und Klaus von der „Clarissa“ an den Sonnensteiger und dort mit deren lie­benswerten Hundchen Kalli spielen und sich verwöhnen lassen. Das volle Verwöhnprogramm. Leider habe ich unsere deutschen Bekannten verpasst und ich freue mich schon heute auf ein Wiedersehen.
Wieder gesehen hat man dafür die Eigner von unseren letztjährigen Liegeplatz-Nachbarn „Tines Maria“, Wanny“, „Carpe Diem“, „Tillit“ usw. Es war schon so etwas wie nachhause kommen.
Am 2. August war dann meine Zeit in der Schweiz vorbei und ich flog zurück nach Amsterdam. Mit dem Zug bin ich anschliessend nach Zwolle gefahren und wurde da von meinen beiden Männern (Thomas und Toby) abgeholt. Die „Escape“ lag im Hafen in der Innenstadt und mit dem Beiboot konnten sie bis zum Hauptbahn­hof fahren. In Holland ist ein Boot fast so praktisch wie ein Auto. Offenbar wurde ich freudig erwartet, denn auf dem Salontisch stand eine Vase mit wunderschönen roten Rosen! Am Abend zeigte mir Thomas auf ei­nem Bummel die schöne Altstadt von Zwolle, die er schon vor meiner Ankunft erkundet hatte. Im letzten Jahr waren wir nie in diese Stadt gefahren und haben echt etwas verpasst.
Meppel wurde dann gleich zwei mal angesteuert. Das erste mal, weil der Motor unserer „Escape“ plötzlich rauchte wie ein Dampfschiff. Damit gleich die Fachleute sich ein Bild davon machen konnten, mussten wir also dahin und ich benutzte die Gelegenheit, um Einkäufe zu erledigen. Thomas brachte die Fotokamera, die uns seit letz­tem Jahr in Charleville-Mézières mit dunklen Schatten nervt, ins Fachgeschäft zurück. Im Schaufenster wa­ren Laptops ausgestellt. Einer hat es ihm besonders angetan und da nur noch das Ausstellungsmodell vor­handen war, fuhren wir eben die folgende Woche wieder hin. Nun kann auch Thomas wieder vernünftig ar­beiten. Sein alter PC hat sich immer wieder und immer häufiger „aufgehängt“. Und übrigens: dieser Bericht wird auch auf dem Neuen verfasst, er ist ganz einfach viel schneller. Das mit dem Rauch war dann kein Pro­blem, der Oelstand im Motor war zu hoch und dadurch wurde dieses mitverbrannt. Aber eben, Rauch (massiven), hatten wir noch nicht, dafür sonst schon eine Menge. Man wird schon etwas sensibel.
Damit es uns nicht langweilig wird, sorgen sich unsere holländischen Bekannten rührend um uns. Als Ria Bruintjes erfährt, dass ich gerne Orchideen mag, organisiert sie gleich für das nächste Wochenende einen Ausflug in De Orchideeën Hoeve in Luttelgeest (Flevoland). Nebst unzähligen Orchideen aller Art gibt es Schmetterlinge, Loris, Kois, grosse Echsen und kleine Affen. Wirklich ein lohnendes Ausflugsziel, auch wenn es wegen des garstigen Wetters massenhaft Besucher hatte.

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Mitte August wurden wir von Familie Bosch nach Belt Schutsloot eingeladen. In ihrem wunderschönen Gar­ten, direkt am Wasser gelegen, hatten sie eine Grillparty für Familie und Freunde organisiert.

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Nach feinem und reichlichen Essen öffnete Petrus leider die Schleusentore und es goss in Strömen. Alles war so schön vorbereitet, um am Ufer des Kanals auf Bänken und Sesseln die vorbeiziehenden Boote der „Gondelvaart“ zu bestaunen. Diese Gondelvaarten haben in den Niederlanden eine lange Tradition, in Belt Schutsloot fand bereits die 77. Ausgabe statt. Auf Arbeitsbooten werden grosse – zum Teil sehr grosse! - Aufbauten angebracht zu verschiedenen Themen und in unterschiedlicher Machart (mit und ohne Blumen z.B.). Da werden Themen aus dem Dorfleben aufgegriffen, das Gestern und Heute, Sport und Kunst, alles mögliche ist dabei. Auch Lars, der ältere Sohn der Familie Bosch, hatte mit KollegenInnen eine Gondel gebaut.

 

Es regnete immer wieder wie aus Eimern, Anco organisierte alles an Regenschirmen was er verfügbar hatte. Zwischendurch gab es trockene Abschnitte, aber nur kurz. Trotz allem, wir haben die Vorbeifahrt der tollen Gondeln sehr genossen. Holländer sind wettertechnisch nicht so zimperlich und wir sind es nach fast eineinhalb Jahren, in denen wir auf der „Escape“ leben, auch nicht mehr. Kurz nach der letzten Gondel, fing Toby an zu zittern. Er hörte die erste Rakete des Feuerwerks. Das hiess für uns, dass es Zeit war, aufzubrechen. Für unseren Hund sind Gewitter Stress pur, aber Feuerwerke der reine Horror. Trudy hatte uns liebenswerterweise ihren Fiat 500 zur Verfügung gestellt und so fuhren wir zurück nach Zwartsluis. Wie Anco später erzählt hat, war die Party nach unserem Aufbruch innert 10 Minuten vorbei. Einer muss immer den Anfang machen.
Zwei Wochen später holten uns Arjan und Ria ab zu einer ersten Besichtigung in Sint Jansklooster. Im Hei­matort von Arjan findet einer der drei grössten Blumencorsos der Niederlande statt. Gegen drei Millionen Dahlien werden von verschiedenen Arbeitsgruppen zu kunstvollen Gebilden auf Wagen verbaut. Zuerst schauten wir uns den Kinderumzug an. Schon die Kleinen machen voller Freude mit und die Grossen er­scheinen zahlreich als Zuschauer. Anschliessend sind wir zu zwei Wagenbau-Gruppen gefahren. Die Wagen werden in grossen Scheunen oder Montagehallen vor Wind und Wetter geschützt aufgebaut. Monatelange Planung und Vorarbeit, dann das Dekorieren, das innert der letzten 24 Stunden gemacht wird. Unzählige Hände, von Jugendlichen bis zu Senioren, die die Blumen mit Stecknadeln vorbereiten und nach Farben sor­tiert in Kisten bereit stellen. Anschliessend müssen die Dahlien auf das Wagengerüst geheftet werden. Das alles geschieht nach genauen Plänen, die Blumenfarben sind teilweise auf dem Styropor aufgemalt, z.T. se­hen wir nur Zahlenraster, und die Dekorateure müssen ihre 12-15 verschiedenen Dahlien Sorten/Farben kennen und in der langsam einbrechenden Dunkelheit noch sehen. Gearbeitet wird so lange, bis der Wagen fertig ist, wenn's sein muss, die ganze Nacht durch. Das ganze Dorf, Familie, Freunde, Vereine, alles ist auf den Beinen und hilft mit. Wer nicht aktiv am Wagenbau hilft, der sorgt für das leibliche Wohl der vielen Helfer. Herrlich, dieser Zusammenhalt! Was mich aber doch sehr erstaunt hat, ist die Tatsache, dass in dieser hekti­schen Schlussphase Besucher noch willkommen waren. Klar steht man nicht im Weg, aber auch Fragen, die sich uns stellten, wurden jederzeit freundlich und ruhig beantwortet. Was bin ich froh, habe ich gesehen welch unglaubliche Organisation und Arbeit hinter jedem der gezeigten Werke steckt. Jeder fertige Wagen ist allemal ein „wow“, aber man schaut's schon noch differenzierter an.
Am nächsten Abend ging's dann also an die grosse Parade! Das Wetter war wieder mal schön und warm, Ria hatte Sitzplätze organisiert und so konnten wir uns auf einen schönen Corso freuen. Zweimal defilierten die prächtigen Wagen an uns vorbei, das erste mal noch bei Tageslicht, dann nach Sonnenuntergang schön beleuchtet. Ein tolles und bleibendes Erlebnis im Blumenland Holland, das wir hier erleben durften.

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Das schöne Wetter hielt noch kurze Zeit an. So machten wir noch einen schönen Ausflug mit Boschs, sie mit der „Zilt“ und wir mit der „Escape“, zur Beulakerwijde. An diesem Samstagvormittag schien halb Overijssel die gleiche Idee zu haben. Vor der Beulakerluis stauten sich vom kleinen Motorbötchen bis zur grossen Yacht alles was Richtung Beulakerwijde wollte. Auch wir warteten gegen eine Stunde. Am Ziel angekommen, ankerten wir im See und genossen das herrliche Wetter, die Wärme, die gemeinsame Zeit, plauderten und die Hunde konnten zusammen spielen. Jur zeigte uns, was er im Urlaub im Surfkurs gelernt hatte. Als es Zeit war, mit den Vierbeinern einen Landgang zu machen, wurden diese in unser „Escape-je“ verfrachtet und an Land gefahren. So ist es, das Seehunde-Leben!

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Anfang September fuhr dann Thomas für ein paar Tage zurück in die Schweiz. Er hatte in seinem Mietauto genügend Platz um einiges aus der Heimat mitzubringen. Patricia, zum Beispiel, die sonst das Flugzeug ge­nommen hätte (und sicher um einiges schneller gewesen wäre!) und einige Lebensmittel, die uns halt ein­fach besser schmecken. Allem voran natürlich der ausgezeichnete Käse von Rolf Beeler! Nebst einem von Rolf geschenkten Carepackage für Schweizer im Ausland (!) hat Thomas noch Fondue-Mischungen nach Holland mitgebracht. Rolf's Fondue-Mischung ist nicht zu überbieten und so hatten wir keine Bedenken, un­sere besten Bekannten und den Wirt vom 't Kraantje zu einem Fondue-Abend einzuladen. Es war ein gros­ser Erfolg. Und Peter, der Wirt, hat diesen Abend als das Highlight seiner Saison bezeichnet.
Nun ist unsere neue Heizung eingebaut. Nach letzten Anpassungen, auch die Schläuche wurden in Hitze lei­tende Modelle geändert, läuft diese zur vollen Zufriedenheit. Die lange to-do-Liste ist bis auf den Punkt Auto­pilot (2 mal repariert und schon wieder/immer noch defekt) abgearbeitet.
Zuletzt durften wir dann noch bei der Wasserung der „PocoLoco“ von Thomas und Susi dabei sein. Während der letzten Monate haben sie mit ihrem Sohn Luca den Trawler vollständig neu auf- und ausgebaut. Ein ganz spezielles und schönes Schiff ist dabei entstanden. Grosses Kompliment! Die Beiden sind neue Mitglieder im Schweizer Schleusenschiffer Klub geworden. Thomas hat die Werbetrommel gewirbelt. Bei der Wasserung waren dann aber auch immerhin drei Paare vom SSK dabei: Werner und Anita „Nüphar“, Jean-Marc und Ur­sula „Sugus“ und wir von der „Escape“.

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Heute Abend sind wir von Peter im 't Kraantje zum Essen eingeladen. Eine schöne Geste vom sympatischen Wirt. Auch Arjan und Ria Bruintjes haben sich auf einen Schlummertrunk ange­meldet. Anco, Trudy und Jur Bosch sind am Nachmittag vorbei gekommen, um sich zu verabschieden. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen!
Wir haben uns überhaupt wohl gefühlt in dieser Zeit in Jachthaven De Kranerweerd. Optisch hat sich auch schon einiges geändert: Kantoor und Hafenrestaurant erstrahlen in neuem Glanz, der Vorplatz beim Eingang ist neu gestaltet, beim 't Kraantje wurde ein grosszügiger Kinderspielplatz angelegt, die Hecke gegen die Strasse hin wurde geschnitten usw. Es scheint, dass mit der neuen Geschäftsleitung neue Ideen und frischer Wind Einzug gehalten haben. Ein guter Anfang ist gemacht.

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